Seit den Skandalen um abgegriffene Daten in den Vergangenen Monatenschwindet das Vertrauen zu den Cloud-Anbietern ein wenig. Vom Misstrauen betroffen sind überwiegend die Anbieter, die ihre Dienste kostenlos bereitstellen oder günstige Upgrades anbieten. Das liegt nicht einmal daran, dass wenig Geld fließt, sondern vor allem an der sich damit ergebenden hohen Nutzerzahl – das Interesse an Geheimdiensten, Kriminellen und bösartigen Individuen ist hoch, in solche Wolken vorzustoßen.
Einer der überhaupt beliebtesten Dienste, der das Ablegen von Dateien in der Cloud und eine schnelle Synchronisation mit Geräten erlaubt, ist Dropbox. Das noch an dieser Stelle: in der erst diese Woche bekanntgegeben Erklärung setzt sich Dropbox für den Schutz der Daten ihrer Nutzer ein – um jetzt keine Schwarzmalerei zu betreiben.
Das Prinzip
Das Konzept ist einfach: es gibt einen Dienst, der irgendwo da draußen auf einem Server läuft. Man kann diesen Dienst über eine Website erreichen und seine Dateien dort verwalten und sogar Anderen freigeben. Mit einem Clientprogramm holt man sich die Daten auf den PC, das Laptop, das Tablet und natürlich sogar das Spartphone. Auf Computern geht man sogar so weit, dass entweder alle in der Cloud liegenden Daten oder nur die angeforderten auf dem Gerät vorgehalten werden. So müssen sie nicht bei jedem Aufruf erst einmal heruntergeladen werden, sondern sind sofort verfügbar. Auf Mobilgeräten mit wenig Speichern werden Dateien nur auf Verlangen synchron gehalten, ansonsten erst beim Öffnen abgerufen.
Warum ownCloud?
ownCloud ist die Antwort auf die mittlerweile stark vertretenen kommerziellen Dienste. Die Macher dachten sich: wer solche Dienste nutzt, hat nicht die Hoheit über seine Daten. Genau das ist in vielen Feldern notwendig. Niemand hätte es gern, wenn Geschäftspartner Daten in der Cloud eines Drittanbieters lagerten. Stellen Sie sich einmal vor, Ihr Mobilfunkanbieter würde Kundendokumente in Dropbox oder SkyDrive ablegen.
ownCloud ist als kostenlose und quelloffene Ausgabe erhältlich und damit prädestiniert für den Einsatz auf Privatservern oder Servern von Unternehmen. Für sich selbst, für die Familie und Freunde oder sogar für die Kunden kann man Daten auf einem System ablegen, über das man die volle Kontrolle hat. Zugänge, Firewalls kann der Administrator so selbst einrichten und somit sogar den Zugriff auf den Dienst einschränken, etwa nur auf Nutzer aus dem eigenen Firmennetzwerk oder beim Zugriff von außen sogar die Verwendung eines VPNs voraussetzen. Das ist schon etwas weiter gedacht, aber wir wollen jetzt erst einmal in ownCloud einsteigen.
Voraussetzungen
Um ownCloud betreiben zu können, benötigen Sie, vereinfacht gesagt, einen Platz, wo Sie PHP-Skripte laufen lassen können. Unter Umständen genügt dafür bereits ein einfacher Webspace, besser ist es aber, weil schließlich Dateien abgelegt werden sollen und das mit vielen Zugriffen einhergeht, einen Server einzusetzen. Gerade letzterer erspart Ihnen im schlimmsten Fall Ärger mit dem Webhoster. Vorübergehende Sperrungen oder die Aufforderung, ownCloud zu entfernen, kommen nämlich vor.
Prinzipiell ist ownCloud als PHP-Anwendung sowohl unter Windows, Mac als auch natürlich unter Linux lauffähig; in der Praxis wird man fast nur Linux-Installationen antreffen. Benötigt wird ein Server mit Apache 2, PHP 5 (5.3 oder höher empfohlen) und MySQL. Letzteres ist der Datenbankserver, in dem eine Datenbank angelegt werden muss, damit ownCloud die Benutzer und deren Zugriff auf Dateien zu verwalten.
Auf detaillierte Installationsanleitungen für die Dienste möchte ich an dieser Stelle verzichten, es gibt jedoch viele Anleitungen im Netz.
Benötigt wird außerdem natürlich Speicherplatz, und der sollte in Gigabyte-Dimensionen vorhanden sein. ownCloud selbst wird mit Metadaten etwa 100 MiB benötigen; das meiste wird sich jedoch durch die später darin abgelegten Daten ergeben – somit hängtes vor allem davon ab, wofür Sie ownCloud später einsetzen möchten. Das Speichern von Urlaubsfotos zwecks Teilen mit Freunden wird mit Sicherheit mehrere Gigabytes benötigen wohingegen Dokumente eher genügsam sind und hierfür wenige hundert MiB ausreichen würden.
Installation auf dem Server
Los geht’s! Wenn Sie Webspace verwenden, ist die einfachste Möglichkeit, den “Web Installer” zu nutzen. Klappt das nicht, laden Sie das komplette Archiv des ownCloud-Servers von der Website owncloud.org herunter. Ich empfehle die Auswahl des Tar- oder Zip-Archivs. Dieses können Sie nun auf Ihrem PC entpacken und die Dateien mit einem FTP-Client oder der Verbindung Ihrer Wahl auf den Server legen.
Besser aber: Wenn Sie Root-Zugriff auf den Server haben, können Sie weitaus eleganter vorgehen. Melden Sie sich per SSH-Client (etwa PuTTY) am Server an und wechseln Sie in das DocumentRoot-Verzeichnis Ihrer zukünftigen ownCloud-Installation. In meinem Beispiel liegt das unter /var/www/owncloud. Rufen Sie das Archiv direkt ab und speichern Sie es dort, das geht mit dem Befehl
https://download.owncloud.org/community/owncloud-6.0.1.tar.bz2
wobei Sie den Pfad bitte dem Downloadpfad des Archivs für unixoide Systeme anpassen, diesen können Sie dem Downloaddialog auf der OwnCloud-Website entnehmen.
Entpacken Sie das Archiv mit dem Befehl
tar xvfj owncloud-6.0.1.tar.bz2
achten Sie darauf, den Namen des heruntergeladenen Archivs zu verwenden, der Versionsbedingt vom Beispiel abweichen kann. Nach dem Entpacken liegen die Dateien in einem Unterverzeichnis “owncloud”. Wenn das nicht gewünscht ist, wechseln Sie zuerst in das neue Verzeichnis, verschieben Sie die Inhalte inklusive der Datei .htaccess eine Ebene nach oben und löschen Sie das alte Verzeichnis:
cd owncloud/ mv * .htaccess .. cd .. rm -r owncloud/
Da Sie jetzt als Root gearbeitet haben und der Webserver sich weigern wird, die Dateien, die dem Systemadministrator gehören, auszuführen, müssen Sie noch den Besitzer ändern und können auch gleich die Berechtigungen setzen. Dazu gehen Sie am besten noch eine Ebene nach oben und behanden gleich das komplette OwnCloud-Verzeichnis, um die Inhalte an den Benutzer www-data (unter dessen Name der Webserver läuft) zu übergeben:
cd.. chown www-data:www-data owncloud/ -R chmod 755 owncloud/ –R
Mit chmod passen Sie noch die Rechte (Zugang, lesen, schreiben) an. Für die Dauer der Installation erlauben wir mit 777 alle Zugriffe innerhalb des Verzeichnisses. ownCloud wird dabei selbstständig ein Datenverzeichnis anlegen und die Rechte hierfür einschränken.
Konfiguration
Jetzt sind Sie bereit für die Installation. Rufen Sie dazu die Adresse Ihrer ownCloud-Website im Webbrowser auf. Wichtig: Sie werden in Kürze vertrauliche Daten mit Ihrer Cloud austauschen – rufen Sie die Website daher immer per HTTPS auf.
Falls jetzt ein HTTP-500-Fehler erscheint, könnte das an einer Unverträglichkeit der Datei .htaccess mit der Webspace-Konfiguration liegen, hier werden Sie ausprobieren müssen, welche Zeilen problematisch sind. Meistens ist das nur auf die Zeile
Options -Indexes
zurückzuführen, die Sie durch Voranstellen einer Raute (#) auskommentieren können.
Auf der Website sollten Sie nun ein Formular für die Eingabe der Administrator-Anmeldedaten sowie für die Datenbankinstallation sehen. Füllen Sie diese aus und klicken Sie auf “Installation abschließen”.

Das war’s! Ihre eigene Cloud ist nun fast einsatzbereit. Jetzt kommen wir zum Administrativen Teil.
OwnCloud begrüßt Sie mit einer “Einladung” und preist gleich ein paar die Client-Anwendungen an. Zu den kommen wir auch gleich.
Benutzer
Schließen Sie erst einmal die Meldung. Gerade eben haben Sie ein Administratorkonto angelegt. Ich empfehle für die tägliche Arbeit ein Benutzerkonto zu nutzen: Gehen Sie dazu ins Menü rechts oben, und klicken Sie auf den Namen des Administratorkontos und dann auf “Benutzer”. Füllen Sie alles wie gewünscht aus und klicken Sie auf “erstellen”. Sie können den neuen Benutzer auch einer Gruppe zuordnen (diese können Sie im selben Schritt gleich anlegen), das ist später für die Freigabe an andere Nutzer sinnvoll.

Anschließend können Sie den Benutzer noch verwalten, ihn etwa zum Administrator einer Gruppe machen und seinen Speicherplatz ändern.
Clients einrichten – Ihre Cloud mit Computern und anderen Geräten verbinden
Endlich ist es soweit! Sie können Ihre Cloud nun mit einem Gerät verbinden. Laden Sie sich am besten zuerst einen der Desktop-Clients für Ihr Betriebssystem (Windows, Linux, Mac) herunter und installieren Sie ihn.
Beim ersten Start werden Sie aufgefordert, den Client mit einem Server zu verbinden. Verwenden Sie dazu die Webadresse Ihrer OwnCloud-Website (bitte immer mit https://) und die Zugangsdaten des Benutzerkontos.

Wenn Sie kein gekauftes, sondern ein selbst erstelltes Zertifikat einsetzen, erscheint jetzt eine Nachfrage, die Sie bitte prüfen und dauerhaft bestätigen.
Geben Sie noch Ihren Benutzernamen und das Kennwort ein. Jetzt wird ein Verzeichnis “ownCloud” im Dateisystem des Computers angelegt und mit dem gesamten Inhalt in Ihrem ownCloud-Konto damit synchronisiert. Wenn Sie dort noch keine Daten liegen haben, gibt es noch nichts zu tun.
Alternativ, und das ist mir persönlich viel lieber, kann man einzelne Verzeichnisse mit dem Gerät synchronisieren. Urlaubsfotos beispielsweise brauche ich nicht auf dem Laptop für die Arbeit, umgekehrt will ich keine Firmendaten auf dem Wohnzimmer-PC haben.
Um den Client einzustellen, klicken Sie in das ownCloud-Logo mit der Wolke, das entweder rechts im Infobereich auf der Taskleiste (Windows) oder bei den Infosymbolen (Linux) erscheint. Entfernen Sie die Synchronisierungspartnerschaft “ownCloud” aus der Liste und legen Sie eine neue an, zum Beispiel erstelle ich jetzt “Screenshots”.
Klicken Sie auf “Ordner hinzufügen” und wählen Sie zuerst ein Verzeichnis auf dem Computer aus.
Klicken Sie auf ”Weiter” und geben Sie an, wo die Kopie auf dem Server abgelegt werden soll.
Wählen Sie das neue Verzeichnis aus und klicken Sie auf “Ordner hinzufügen”.
Dateien, die Sie jetzt im neuen Verzeichnis ablegen, werden in Kürze auch auf dem Server angezeigt werden.

ownCloud auf dem Smartphone
Für Smartphones gibt es eine App der ownCloud-Entwickler, die derzeit gerade einmal 79 Cent kostet, darüber wird die Entwicklung der ansonsten kostenlosen Dienste ein wenig gegenfinanziert.
Die App lässt sich dateiweise so einstellen, dass Dateien aktuell gehalten werden. Alle anderen Inhalte werden erste einmal nur aufgelistet und nur beim Öffnen heruntergeladen.
Ein tolles Extra ist das Hochladen von Bildern, die auf dem Handy entstanden sind, also Fotos und Screenshots. Hierfür lässt sich ein Verzeichnis namens “Sofortupload” einrichten, dessen Inhalte dann auf dem PC abgerufen werden können – so spart man sich in Zukunft das komplizierte Kopieren über Bluetooth oder USB-Kabel.

Mit der eigenen ownCloud-Installation können Sie sich nun freier bewegen. Sie kostet lediglich das Webhosting, einen kleinen Obulus für die App und ein wenig Einrichtungs- und Wartungszeit.
Da in der Cloud auch sensible Daten abgelegt werden können, sollte sie regelmäßig aktualisiert werden. Über Updates für den Server informieren Sie sich am besten auf der Website owncloud.org, der Client aktualisiert sich selbst (Windows, Android) oder meldet sich zmindest bei Verfügbarkeit einer neuen Version.
Danke für diese ausführliche und anschauliche Anleitung. Auf meiner Website habe ich mich in einem Artikel ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt. So nutze ich selber einen kleinen Raspberry Pi als Homeserver und habe mir dort die Owncloud aufgesetzt. Also, so wie du auch darauf hingewiesen hast, mit einem entsprechenden Webserver.
Noch ein Tipp zu der Server-Software: Du empfiehlst ja in deinem Artikel Apache. Ich habe aber ebenfalls mit Nginx gute Erfahrungen gemacht, weil der unter Umständen und auf kleineren Geräten noch wesentlich schneller sein kann als Apache. Wie die Owncloud unter Nginx zu konfigurieren ist, wird auch von den Owncloud-Entwicklern auf Ihrer Website beschrieben. Das ist also nicht wesentlich mehr Aufwand.
Mit dieser Strategie bin ich ganz gut gefahren und habe jetzt auch meine eigene Cloud. Zwar muss der Raspberry Pi die ganze Zeit an sein, der Stromverbrauch ist aber minimal, sodass die Kosten dafür nicht allzu hoch sind. Vorteile dafür, wie du sie ja auch nennst: Daten im eigenen Haus und etwas mehr Sicherheit vor der Neugier von Geheimdiensten & Co.
Hi,
erstmal danke fürs Tutorial, sehr hilfreich. Ich habe allerdings trotz allem ein Problem mit meiner Installation: Das Synchronisieren der Daten dauert schlichtweg zu lange. Ich habe in knapp zwei Tagen ca 2GB synchen können, das scheint mir ein wenig langsam. Wie kann ich die Geschwindigkeit optimieren.
Außerdem haben sich nun eingige defekte Daten auf dem Server angesammelt (Dateigröße 0) die dann auch wieder zurück synchronisiert werden. Sprich: OwnCloud synct meine Daten kaputt…
Irgendeine Ahnung, woran es liegen könnte ?